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Die Zeitung “Österreich” wirft Kanzler Christian Kern “Empfindlichkeit” beim Umgang mit Medien vor – und scheint damit recht zu haben.

26. September 2017 / 15:31 Uhr

“Prinzessin mit Glaskinn”: Kern streicht Inserate und demonstriert politische Macht über Medien

Nach dem verheerenden Wahlkampf der Pleiten-, Pech- und Pannenserie wurde in den vergangenen Tagen SPÖ-intern sogar darüber spekuliert, dass Spitzenkandidat Christian Kern das Handtuch werfen und noch im Finish des Nationalratswahlkampfes an SPÖ-Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil übergeben könnte.

Kern will diktieren, was geschrieben wird

Mitten in diese Diskussion nun auch noch das: Der offensichtlich angeschlagene Kern will diktieren, was Medien über ihn schreiben dürfen und was nicht. Und weil die Tageszeitung Österreich so böse war und ein “Dossier” veröffentlichte, das der höchst dubiose Ex-Berater Tal Silberstein SPÖ-intern bestellt haben soll und in dem Christian Kern als Schwachstelle und “Prinzessin mit Glaskinn” ausgemacht wurde (unzensuriert.at berichtete), stornierte der Noch-Kanzler kurzerhand den Inseraten-Auftrag.

Fellner: “Jahresvolumen einer größeren Pizzeria”

Österreich-Herausgeber Wolfgang Fellner macht sich über diese Maßnahme derzeit noch lustig und sagt:

Es handelt sich dabei übrigens um die atemberaubende Summe von 50.000 Euro (das Jahresvolumen einer größeren Pizzeria), die weder den Wahlsieg noch den wirtschaftlichen Erfolg von Österreich beeinflussen werden.

Fellner weiß freilich, dass es um viel, viel mehr geht als um diese 50.000 Euro der SPÖ. Wer die Masche der Sozialdemokraten kennt, und Fellner ist mit dieser sicherlich vertraut, kann gut abschätzen, was auf das Medium in Zukunft zukommen könnte. Die Parteiinserate sind nämlich ein ganz kleiner Kuchen im Inseratenvolumen einer Tageszeitung. Richtiges Geld wird mit Werbeeinschaltungen der Regierung, die die Bürger bezahlen, gemacht, und mit Inseraten von der Regierung nahestehenden Unternehmen.

Ganz zu schweigen von der rot-grün regierten Stadt Wien, die jährlich die gewaltige Summe von 50 Millionen Euro an “brave” Medien verteilt.

Ohne Regierungsinserate in Existenz geährdet

Da geht es dann neben der Presseförderung schon um Millionen. Fallen diese weg, ist praktisch jede Zeitung in Österreich in ihrer Existenz gefährdet. Das erklärt im übrigen auch, warum die Blätter und auch die elektronischen Medien kaum Interesse an einer kritischen Berichterstattung haben. Im Vordergrund steht der wirtschaftliche Erfolg.

Die Tageszeitung Österreich hat es dennoch gewagt, die von Silberstein angeforderte Analyse zu veröffentlichen und bekam den Zorn von Kern zu spüren. Zuerst sagte Kern ein vereinbartes Interview auf oe24. TV ab, und als Fellner in der Berichterstattung über das geheime “Strategie-Papier” nicht nachließ, bestätigte er genau das, was in dieser Analyse über ihn behauptet wird: Dass er tatsächlich eine “Prinzessin mit Glaskinn” ist.

Kern: “Ich sage nach wie vor Bitte und Danke”

“Ich mache da nicht mehr mit,” schrieb Kern trotzig auf seiner Facebookseite, wo er – warum auch immer – stolz verkündete, dass er seine Persönlichkeit, seit er Kanzler ist, nicht verändert habe: “Ich sage nach wie vor Bitte und Danke, wenn ich etwas möchte.” Das beruhigt seine Wähler bestimmt. Hier sein vollständiges Posting auf Facebook:

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Politologe: “In Wien wurde die Pressefreiheit abgeschafft”

Wolfgang Fellner muss nun hoffen, dass HC Strache oder Sebastian Kurz der nächste Bundeskanzler wird. Denn unter Kern könnte ihm das gleiche Schicksal blühen wie einer kambodschanischen Traditionszeitung, die nach einem Streit mit der Regierung schließen musste und ihre letzte Ausgabe mit dem Titel “Abstieg in eine absolute Diktatur” versah. So weit in den Osten muss man gar nicht blicken, um die österreichische Medienwelt zu beschreiben. In einem Standard-Gastkommentar analysierte ein Politologe aus Deutschland: “In Wien wurde die Pressefreiheit einfach abgeschafft.”

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