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Diese einfache Umfrage wurde den Kurz-Fans zum Verhängnis. Die ÖVP will deshalb die ganze Seite von Facebook löschen lassen.

21. Juli 2017 / 08:12 Uhr

Wegen Zuwanderungskritik? Kurz-ÖVP ruft nach Zensur gegen eigene Facebook-Fans

So sieht also das neue, "authentische" Image der türkisen Sebastian-Kurz-ÖVP aus: Als die von Anhängern und Fans des Außenministers gegründete Facebook-Gruppe "Wir für Sebastian Kurz" eine Umfrage zur angespannten Flüchtlingssituation am Brenner lancierte, schrillten in der Partei die Alarmglocken: Man beantragte bei Facebook kurzerhand die Löschung der Seite und diffamiert so prompt die eigene Wählerschaft. 

Rund 5.700 Kurz-Fans vor den Kopf gestoßen

Konkret ging es bei der Umfrage darum, ob der Brenner wegen des neuerlich drohenden Flüchtlingsansturms geschlossen werden solle oder nicht. Auf dem Bild zur Frage waren die Konterfeis von Kurz und Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) zu sehen. Dies und die darauf einsetzende Kritik der Caritas in Person von Generalsekretär Klaus Schwertner reichte der ÖVP bereits, um sich eiligst öffentlich von der Fan-Seite – und somit der eigenen Wählerschaft – zu distanzieren.

Die Seite würde immer wieder Inhalte publizieren, die nicht im Einklang mit der Parteilinie seien und nicht dem "neuen Stil der ÖVP" entsprächen. Schon gar nicht die Umfragen, so der Kurz-Sprecher und ehemalige Ö3-Moderator Peter L. Eppinger. Auf die Meinung des Volkes und der mehr als 5.700 Facebook-Fans – die anscheinend glaubten, Kurz vertrete in Zuwanderungsfragen eine ähnlich restriktive Haltung wie die FPÖ – kann die Kurz-ÖVP künftig verzichten. 

Krimi um Löschung der angeblichen Feind-Fan-Seite

Doch mit der öffentlichen Distanzierung war es nicht getan. Auch die Löschung der Fan-Seite wurde bereits beantragt. Allerdings hängt das Verschwinden der eigenen Fans nun von Facebook ab, denn die Administratoren hätten eine eigene Löschung verweigert. "Wird die Site nun verschwinden? Wir hoffen schon", so Eppinger bezeichnend. 

Auch den Übeltäter will man bei den Türkisen bereits entlarvt haben. Nämlich den politischen Gegner. ÖVP-Generalsekretärin Elisabeth Köstinger meinte, dass die Seite „definitiv nicht“ von der ÖVP oder von Unterstützern betrieben werde. Es werde nämlich „mit verfälschenden Statements und Postings“ gearbeitet und missbräuchlich die „Corporate Identity“ der ÖVP verwendet. Man wolle Kurz schaden. Was dazu wohl seine Fans sagen werden?

Kurz will notwendige Brenner-Grenzschließung totschweigen

Die Kurz-ÖVP versucht so offensichtlich, tunlichst die Thematik einer dringend notwendigen Grenzschließung am Brenner zu vermeiden. So kurz vor dem beginnenden Wahlkampf könnte dies negative Publicity in linken (Medien-)Kreisen einbringen, denen man sich anzubiedern versucht. 

Lediglich medienwirksame Ankündigungen passen in das Konzept der Türkisen, so wie man es von Kurz ja bereits kennt. Das konkrete Ergebnis der umstrittenen Umfrage, wonach schon jetzt mehr als 80 Prozent der Kurz-Fans die Brennergrenze kontrolliert und geschützt sehen wollen, war für die "Neue Volkspartei" wohl zu viel Information.

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