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Mit weniger Zimperlichkeiten sollten wir uns heutzutage begegnen: Weihbischof Andreas Laun im Interview.

15. Juni 2017 / 17:00 Uhr

Weihbischof Laun: Staat sollte sich aus Sexualerziehung heraushalten!

Weihbischof Andreas Laun war der einzige hohe Repräsentant der österreichischen katholischen Kirche, der im Bundespräsidenten-Wahlkampf 2016 den Mut hatte zu sagen, dass Alexander Van der Bellen in allen heiklen und gefährlichen Fragen (Lebensschutz, Gottesfrage, Gender) auf der falschen Seite stehe.

In der Vergangenheit fiel Laun – ganz im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen – immer wieder mit mutigen und konservativen Aussagen aus. Im Herbst wird der umstrittene Würdenträger 75 Jahre alt, was bedeutet, dass er als Bischof in den Ruhestand treten wird. Kurz zuvor holten deutsche SPD-Abgeordnete und Aktivisten der Homosexuellen-Initiative (HOSI) Salzburg jedoch nochmal zum Schlag gegen ihn aus und zeigten ihn wegen angeblicher Diskriminierung an. Mit unzensuriert.at führte Weihbischof Laun eines seiner seltenen Interviews:

Vor Kurzem wurde von deutschen SPD-Abgeordneten eine Anzeige gegen Sie eingebracht, weil Sie Homosexuelle als "gestörte Männer und Frauen" bezeichneten. Ist diese Aussage missverstanden worden?
Andreas Laun: Ein wenig schon, weil es natürlich nicht meine Absicht ist und war, jemand zu beleidigen. Aber ich erlaube mir anzumerken: Mir scheint, die Betroffenen reagieren etwas zu empfindlich, zumal wenn man bedenkt, dass viele Menschen mit solchen Neigungen das selbst auch so sehen, darunter leiden und aussteigen wollen. Auch rein biologisch gesehen, gibt es Argumente, die man nüchtern auf die Waagschale legen sollte.

Immer gleich zu Gericht laufen ein "Übel unserer Zeit"

Wie wird es in dieser Causa weitergehen? Haben Sie etwas zu befürchten?
Laun: Die Causa hat sich schon erledigt, die Justiz war vernünftig genug, diese Kleinigkeit – zwei Wörter – nicht aufzugreifen. Ich halte die Tendenz, immer gleich zum Gericht zu laufen, statt die Probleme und Problemchen selbst zu lösen oder auf sich beruhen zu lassen, für ein Übel unserer Zeit.

Wie ist das Thema Homosexualität generell zu betrachten?
Laun: Liebevoll zu den Betroffenen, nüchtern und sachlich. Als Bischof verkünde ich allen Menschen dieselbe Botschaft von Gott und dieselben Gebote Gottes. Ich kannte einen Priester, der sich sein Leben lang um diese Menschen kümmerte und mir sagte: Ich bin kein Therapeut, ich will sie nur mit Jesus in Verbindung bringen und sie lehren, als Christen zu leben, das ist meine Aufgabe! Er hatte ganz recht.

Menschen sind verweichlicht

Sind die Menschen heutzutage verweichlicht?
Laun: Ja! Zum Menschsein gehört es, auch Schwierigkeiten durchzutragen. Im Christentum heißt das: Nimm Dein Kreuz an!

Welchen Standpunkt nimmt die klassische Familie in all dem Geschlechterwirrwarr noch ein?
Laun: Gott hat den Menschen als Mann und Frau und für die Liebe geschaffen. Das ändert sich nicht und ist, gelebt, Quelle größten Glücks auf Erden.

Welche Gefahr birgt das Thema Frühsexualisierung?
Laun: Die Gefahr ist, dass die Kinder nicht lernen, was es heißt, zu lieben und der Sex in ihrem Leben einen falschen Stellenwert erhält und nicht das wird, was er sein sollte: Körpersprache der Liebe. Man erzieht auch nicht Alkoholiker, damit sie später lernen, ein Glas Wein zu genießen. Vor allem sollte sich der Staat heraushalten und das Thema vorrangig den Eltern überlassen.

Ob eine Partei die Wahrheit vertritt, hängt vom Mut der Mitglieder ab

Welche Partei vertritt christlich-konservative Werte derzeit überhaupt noch?
Laun:  Das ist schwer zu sagen. In allen Parteien wird es wohl Menschen geben, die mehr oder weniger vernünftig denken und entsprechend leben. Ob eine Partei dann die Wahrheit wirklich vertritt, hängt auch vom Mut ihrer  Mitglieder ab.

Sie feiern bald Ihren 75. Geburtstag und blicken auf einen reichlichen Erfahrungsschatz zurück, was geben Sie der heutigen Jugend mit auf den Weg?
Laun: Ich möchte antworten im Geist von Kardinal Sarah: Wenn dir Gott fehlt, fehlt dir alles, was Du brauchst, um ein glücklicher Mensch zu werden und deinen Weg zu finden!

Kritiker rechnen jederzeit mit einem Einreichen Ihres Rücktrittes, wird man auch danach noch Schlagzeilen von Ihnen erwarten dürfen?
Laun: Wenn Gott mir die Kraft gibt, ja! Aber es geht mir nicht um Schlagzeilen, sondern darum, Menschen zu gewinnen.

Welches Resümee ziehen Sie, wenn Sie auf Ihre Tätigkeit als Weihbischof in Salzburg zurückblicken?
Laun: Ich hoffe, dass ich manche Menschen mit meiner Verkündigung erreicht habe, schriftlich oder mündlich oder irgendwie durch mein Tun. Ich erinnere mich an eine Beichte, nach der ich dachte: „Wenn ich nur wegen der Beichte dieser Frau Priester geworden wäre, hätte es sich schon gelohnt, einschließlich des Verzichts auf eine Familie.“

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