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Hinter der Gegenkampagne zu den #MacronLeaks steckt eine Denkfabrik der globalen Finanz- und Politelite.

9. Mai 2017 / 15:00 Uhr

Linke Verschwörungstheorie: Unzensuriert und Co. stecken hinter #MacronLeaks

Die #MacronLeaks schlugen trotz verzweifelter Zensurversuche des Mainstreams in ganz Europa hohe Wellen. Umso mehr Leser fanden nämlich die vereinzelten Medien, die sich der Zensur nicht beugten, etwa unser unzensuriert-Bericht über Teile des Inhalts der gehackten Datensätze aus dem Lager des neuen französischen Präsidenten Emmanuel Macron.

Hier nachzulesen: Verzweifelte Zensur gegen #MacronLeaks

Nun haben Politeliten und Systemmedien bereits den "Bösewicht" hinter der "Verleumdungskampagne" ausgemacht: die Alt-Right-Bewegung in den USA und Sympathisanten von Marine Le Pen.

Alt-Right, WikiLeaks und "Bots" verantwortlich für #MacronLeaks

In Österreich war es  der linke ORF-Radiosender FM4, der auf den "Falschmeldungs-Zug" aufsprang und die Datensätze des #MacronLeaks kurzerhand als "Fälschung" bezeichnete. Dabei wird vor allem gegen unzensuriert geschossen, mit haarsträubenden Unwahrheiten – dazu später mehr.

Kurz zusammengefasst: Einige wenige Vertreter der alternativen Rechten in den USA lancierten eine Twitter-Kampagne mit dem Hashtag #MacronLeaks und ließen diese Mithilfe von Bots viral gehen. Rechtsextreme Unterstützer von Marine Le Pen hätten dann die Meldungen übernommen und in Frankreich und folglich Europa weiterverbreitet. Letztlich sei auch WikiLeaks durch die Übernahme des Hashtags schuld an der raschen Verbreitung der gehackten Datensätze gewesen, so die Verschwörungstheorie von FM4.

Unzensuriert "Schuld an Weiterverbreitung"

Im europäischen Raum war aber auch unzensuriert für die Verbreitung der #MacronLeaks maßgeblich verantwortlich. Das ist richtig. Anders als die Schreiber von FM4 nahm sich unsere Redaktion aber auch die Zeit, erste Inhalte der Datensätze zu durchforsten und verschiedenste internationale Meldungen dazu abzugleichen. Das tat der linke Radiosender freilich nicht. Anders sind die Unwahrheiten des Artikels mit dem bezeichnenden Namen Die 'MacronLeaks' sind eine rechtsextreme Desinformationskampagne, nicht zu erklären.

FM4 und seine Fake News

Unzensuriert möchte an dieser Stelle die falschen Behauptungen des Senders richtigstellen:

  • "Die Titelmontage ist eine Desinformation": Falsch, denn WikiLeaks untersuchte die Datensätze und geht auch von deren Echtheit aus. In keinem Satz wird von uns behauptet, WikiLeaks habe die Datensätze veröffentlicht. Die Fotomontage ist daher sinngemäß zu verstehen

  • "Keine Panik in Frankreich": Die verzweifelten Aufrufe an die und in der Presse, nur nicht über die Leaks zu berichten, können durchaus als Panikreaktion gewertet werden. Das von FM4 relativierend erwähnte "erweiterte Wahlkampfverbot am Vortag einer Wahl", samt Mediensperre, sei immerhin "in vielen anderen EU-Staaten üblich". Länder-Beispiele wurden dem Leser jedoch vorenthalten.

  • "Keine relevanten Informationen": Die von unzensuriert dokumentierten Vorwürfe gegen Macron aus den Datensätzen als "nicht relevant" einzustufen, zeugt von besonderer Kühnheit.

  • "Onlinegroßeinkäufe von Drogen": Mit keinem Wort schreiben wir von "Großeinkäufen", lediglich von der Bestellung einer synthetischen Droge. Hier wird bewusst aufgebauscht und polemisiert.

  • "Waffendeals mit saudischen Prinzen ohne Belege": Der/die Schreiber von FM4 dürften unseren Artikel, wenn überhaupt, nur überflogen haben. Denn bei den angeblichen saudischen Prinzen, mit dem Macron Waffengeschäfte abgeschlossen haben soll, handelt es sich in Wirklichkeit um einen in Frankreich bestens bekannten, libanesischen Waffenhändler namens Ziad Takieddine. Verständlicherweise können wir daher für Waffengeschäfte mit saudischen Prinzen keine Belege vorweisen.

  • Fehlende Überprüfung von Daten: Diesen Vorwurf sollte sich FM4 angesichts der vorherigen Punkte wohl selbst machen

  • 4Chan plötzlich "rechte Hetzseite": Eine beliebte Taktik unter Linken ist es, ehemals linksorientierte Seiten und Personen zu diskreditieren, sobald diese der eigenen Meinung zuwiderlaufen. So sei nun das anonyme 4Chan Forum /pol/ vom "rechten Rand" übernommen worden und verbreite nur Hetze und Falschmeldungen. Auch WikiLeaks, in de Ära George Busch noch hochgejubelt unter Linken, kritisiert man seit den Enthüllungen rund um Hillary Clinton immer massiver. 

Bei all diesen "Fakten" stützt sich FM4 ironischerweise auf eine einzige Quelle. Eine US-Denkfabrik mit überdeutlicher politischer Tendenz.

Globalisierungs-Denkfabrik brandmarkt Datensätze als "Fälschung"

An vorderster Front der vehementen Verleugner des #MacronLeaks und deren Echtheit steht nämlich das "Atlantic Council (AC)", eine US-amerikanische Polit-Denkfabrik, die sich mit Wirtschaftshemen beschäftigt und für Freihandel eintritt. Die Datensätze seien "Falschnachrichten", verbreitet von "rechtsextremen Netzwerken", so AC. Man beruft sich dabei auf die Auswertungen des eigenen "Datenforensik-Labors", das Social-Media-Aktivtäten nachverfolgt und auswertet. Wozu eine Denkfabrik ein solches Labor besitzt und zu welchem Zwecke es dies braucht, bleibt aufgrund mangelnder Transparenz fraglich. 

Die Denkfabrik ist seit ihrer Gründung fest in der Hand von republikanischen Neokonservativen und Globalisierungsbefürwortern. Vorsitzender war etwa der (obwohl Repubikaner) unter Ex-Präsident Barack Obama dienende Verteidigungsminister Chuck Hagel, mitverantwortlich unter anderem für die Libyen-Invasion und die Destabilisierung Syriens.

Hochfinanz, EU-Kommission und Großkonzerne finanzieren Denkfabrik

Das Institut besitzt beste Beziehungen zur US-Politelite und ausländischen Regierungen und Organisationen (UNO, etc.). Dutzende Mitarbeiter übernahmen nach ihrer Tätigkeit beim "Atlantic Council" führende Rollen in der Diplomatie und in US-Regierungsbehörden. Die Denkfabrik wird zudem von Großkonzernen wie Airbus und ExxonMobile, Medienkonzernen wie Reuters, Finanzgiganten wie Goldman Sachs, der Bank of America und dem dubiosen Finanzfond Blackrock (die mächtigste Finanzinstitution der Welt), ebenso wie von der EU-Kommission und der Bertelsmann-Stiftung finanziert.

Unter den Leitern der wichtigsten Gremien der Denkfabrik finden sich beispielsweise ein ehemaliger Journalist des Wallstreet Journal, ein Vizepräsident der Deutschen Bank, zahlreiche Militärs sowie der Medienmogul und Milliardär Rupert Murdoch.

Gegenkampagne liefert letztlich keine Beweise

Letztlich schlägt sich die nun ausgerufenen Gegenkampagne zu den #MacronLeaks mit ihren eigenen Waffen, denn sie liefert keinerlei Beweise für ihre Behauptungen. Selbst wenn die Kampagne von der alternativen Rechten in den USA in Schwung gebracht wurde und in der Folge durch Bots viral ging (was übrigens linke Polit-Kampagnen – zuletzt jene von Hillary Clinton – regelmäßig machen), ist das noch kein Beweis für eine Fälschung der Inhalte der insgesamt neun Gigabyte großen Datensätze. Selbst dann nicht, wenn die Hackergruppe, die die Datensätze erbeutet hat, aus politischen Gründen gehandelt haben sollte.

Solange die Datensätze von den "Fake-News-Rufern" nicht überprüft werden, sind ihre Unkenrufe also zu vernachlässigen. Selbst das "Atlantic Council" kann nicht bestätigen, dass es sich bei den Datensätzen tatsächlich um Fälschungen handelt. Lediglich der Verbreitungsweg wird zum Skandal stilisiert.

Und die Rechercheleistung von FM4 bei der Sache… naja, lassen wir das!

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