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Sind Schreiben und sinnerfassendes Lesen in Deutschland zur “aussterbenden Kunst” geworden?

11. April 2017 / 17:35 Uhr

14,5 Prozent der Deutschen können nicht ausreichend schreiben und lesen

Eine vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung (BAMF) geförderte Studie hat Erschreckendes zu Tage gefördert. Knapp 7,5 Millionen (14,5 Prozent) deutscher Erwerbstätiger sind „funktionale“ Analphabeten, weitere 13 Millionen (25,9 Prozent) weisen große Schwächen beim Schreiben selbst gebräuchlicher Worte auf, wie aus der „leo-level-One Studie“ der Universität Hamburg hervorgeht.

Zweimal mehr „Analphabeten“ als bisher angenommen

Das ernüchternde Fazit der Studie ist, dass unter deutschen Erwerbstätigen zweimal mehr Menschen mit Lese- und Schreibschwächen sind, als bislang angenommen, wie welt.de berichtet. Texte können großteils nicht sinnerfassend gelesen werden.

Erstaunlich ist auch, dass entgegen eine weltweiten Trend Männer in Deutschland mit 60 Prozent die größere Gruppe der funktionalen Analphabeten stellen. Bei Frauen beträgt der Anteil etwa 40 Prozent. Selbst unter Hochschulabsolventen scheint es gang und gäbe zu sein, Texte ohne Punkt und Komma und gespickt mit Rechtschreibfehlern zu verfassen.

Rechtschreibreform gescheitert

Die Rechtschreibreform der deutschen Sprache kann ohne Umschweife als Flop bezeichnet werde. Nicht nur, dass ein Drittel der 50- bis 60-Jährigen in der Gruppe der funktionalen Analphabeten zu finden sind, hat sich auch an den Schulen die Fehlerquote drastisch erhöht. Allerdings sind auch Personen mit höherem Bildungsniveau in der Gruppe der funktionalen Analphabeten signifikant vertreten. Auch unter Studierenden, die in ihrem Studienbereich durchaus mit guten Zensuren punkten können, bestehen gravierende Schreib- und Leseschwächen. Wie konnte es zu einer solchen Entwicklung kommen?

„Mobile Kommunikation“ als Wurzel des Übels?

So mancher mag sich heutzutage die Frage stellen, wohin all die gebräuchlichen Anreden, wie „Sehr geehrter“  oder „Hochachtungsvoll“, verschwunden sind. Im Zeitalter der Kommunikation über soziale Netzwerke und Mobiltelefone neigt man dazu, die Dinge abzukürzen und zu „vereinfachen“. Dabei geht auch offenbar vieles an „Sprachkultur“ und korrekter Schreibweise verloren. Sprache kann dabei ohne Weiteres durch „Bildchen“ und vorgefertigte Textbausteine ersetzt werden, ohne dass es für andere missverständlich ist.

Den Großteil der Zeit verbringt man eben nicht in der Schule sondern in sozialen Netzwerken und mit dem Mobiltelefon, wodurch "humane Interaktion" zunehmend ersetzt wird.

Schreiben nach Gehör bald Standard?

Einen ersten Schritt zur „Vereinfachung“ des Schreibens bildete ja bereits die offensichtlich kläglich gescheiterte Rechtschreibreform. Diese zielte eben genau auf die „Erleichterung“ durch das „Schreibens nach Gehör“ ab. „Liberale, schülerzugewandte“ Pädagogen versuchen dies mit dem verharmlosenden Begriff „Erleichterungsdidaktik“ zu erklären und zu untermauern.

Korrigierendes Eingreifen ist auch nur in Elternhäusern mit deutscher Muttersprache möglich, was die Methode der phonetischen „Schreiben nach Gehör-Methode“ bei Familien mit Migrationshintergrund ohnedies ad absurdum führen würde. Auch dem vielzitierten Anliegen der möglichst „raschen und flächendeckenden Integration“ wird dies nicht zuträglich sein.

Von Seiten des Bundesbildungsministeriums plant man in den kommenden zehn Jahren spezielle Lernangebote für Erwachsene und diverse andere Projekte in Höhe von 180 Millionen Euro zu fördern.

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