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Die EU förderte die Entwicklung des ländlichen Raums in Tschechien und zahlte 40.000 Euro für ein Bordell.

8. April 2017 / 09:00 Uhr

EU-Subvention für Bordell in Tschechien: Medien bringen Skandal ein halbes Jahr nach unzensuriert

Es geht "nur" um 40.000 Euro, aber der Förderskandal eines von der EU subventionierten Bordells in Tschechien zeigt einmal mehr, wie sorglos mit dem Steuergeld der Bürger in Brüssel umgegangen wird.

Das Nachrichtenmagazin MDR exakt "deckte auf", worüber unzensuriert.at schon im Oktober 2016 berichtete. Damals hat die Wiener Tageszeitung Kurier noch keine Notiz von dem Fall genommen. Aber jetzt, als auch ein deutsches Medium über den "Partynightclub" auf einem ehemaligen Bauernhof in Pomezi schrieb, der gar keine Touristenunterkunft ist, wie beim Antrag auf Förderung behauptet, sondern schlicht und einfach ein Bordell, glaubt der Kurier offenbar die Geschichte und kupfert sie vom deutschen Regionalsender ab.

Nur Ortsname war in Kurier-Geschichte neu

Einziger Unterschied zur damaligen Aufdeckergeschichte in unzensuriert.at ist der Ortsname. Wurde damals noch die Stadt Cheb als Ort des Geschehens genannt, berichtet MDR exakt (und in der Folge auch der Kurier) von einem ehemaligen Bauernhof in Pomezi – einer Gemeinde, die rund sechs Kilometer westlich des Ortszentrums von Cheb an der Grenze zu Bayern liegt und Ortsteil der Stadt Cheb ist. Das ist die einzige Neuigkeit dieser Förderskandal-Geschichte, die unzensuriert.at schon vor sechs Monaten publik gemacht hatte.

Amtsträger in Deal involviert?

Abgesehen davon ist in einer ganzen Reihe von Förderskandalen der EU die finanzielle Unterstützung für das Bordell an der deutsch-tschechischen Grenze nur die Spitze des Eisbergs. Wie aber kam die Betreiberfirma zum Geld aus Brüssel? Waren bei diesem Deal vielleicht auch Amtsträger involviert? Laut MDR-Recherchen prüft die Europäische Union derzeit den Fall, will gegebenenfalls die Antikorruptionseinheit OLAF einschalten. Dem Vernehmen nach wurde der Geschäftsführer des Etablissements inzwischen zur Rückzahlung der Summe aufgefordert.

EU-Förderung für Entwicklung des ländlichen Raums

Anders als in anderen europäischen Ländern werden in Tschechien Fördergelder der EU schon nach formal richtiger Antragstellung ausgezahlt. Erst danach wird der Verwendungszweck kontrolliert. Das leiste dem Betrug Vorschub, meinen Kritiker dieses Systems. Offenbar hat der Betreiber des Bordells auf Zuwendungen des Förderprogramms "ELER" zugegriffen. Dieser europäische Landwirtschaftsfonds wurde mit hundert Milliarden Euro zur Entwicklung des ländlichen Raums eingerichtet.

Je nachdem wie man es betrachtet, hat der Bordellbetreiber den ländlichen Raum belebt. Im "ELER"-Programm steht explizit, dass auch für so genannte "Bürgertreffs" auf dem Land EU-Mittel eingesetzt werden können.

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