Lesben- und Schwulenorganisationen haben stets gegen Ausgrenzung mobilgemacht, jetzt aber grenzen sie sich selbst aus. Berlin mit seinem homosexuellen Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) scheint der ideale Ort dafür zu sein. Seit Jahrzehnten gilt der Alte St.-Matthäus-Kirchhof im Bezirk Tempelhof-Schöneberg inoffiziell als letzte Ruhestätte für Schwule. Neu ist nun ein eigener Lesben-Friedhof, der auf einem 400 Quadratmeter großen Areal auf dem Georgen-Parochial-Friedhof entsteht. 80 Urnen und Erdgräber sind vorgesehen.
Den Friedhof wird die Sappho-Frauenwohnstiftung betreiben. Frauen, die in ihren Leben Frauen liebten, können sich hier als Teil einer Gemeinschaft begraben lassen. Von Ausgrenzung wollen die Macherinnen dieser Ruhestätte nichts wissen: Es gehe darum, sichtbarer zu werden. Der Verein hat die Fläche um 15.000 Euro neu hergerichtet. Es sind rein weltliche Interessen, dass Friedhofsverwaltungen Grundstücke fremden Gruppen vermieten. Die Zahl der Feuerbestattungen steigt, Urnengräber sind kosten- und platzsparender. Und viele Menschen wählen heute nicht mehr den klassischen Friedhof, sondern andere Orte, etwa Ruhewälder. So liegen manch große Flächen der deutschen Friedhöfe ungenutzt.
Auch der Berliner Lesbenfriedhof gehörte zu einem verwilderten Teil des Georgen-Parochial-Friedhofs. Nun darf hier die Sappho-Stiftung entscheiden, welche Frauen hier beerdigt werden. Anonyme Gräber sind übrigens verboten. Das hat der Verein verfügt. Sechs der Gräber sind schon reserviert.
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