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Allein die Abbildung solcher Wehrmachts-Uniformen sorgt bei der Bundeswehr für “Skandale” und Entschuldigungs-Orgien.

28. November 2019 / 16:56 Uhr

“Foto-Skandal” offenbart das gestörte Verhältnis des deutschen Heeres zu seiner Geschichte

Vor wenigen Tagen veröffentlichte die Bundeswehr auf einem sozialen Netzwerk ein Foto von einer Wehrmachts-Uniform. Der Text mag dabei unsensibel gewesen sein, doch die entfachte Debatte und die Entschuldigungswellen seitens des Bundes offenbaren das wahre Problem der deutschen Armee.

Der dritte Skandal innerhalb einer Woche

Die Bundeswehr kommt nicht weg von Skandalen. Dies ist schon der dritte Fall allein diese Woche, der über die Grenzen hinweg Bekanntheit erlangt. Zunächst berichteten wir davon, wie linke, migrationsfreundliche Vereine an der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg werben durften. Dann berichteten wir gestern, Mittwoch, davon, dass die neuen Hubschrauber NH90 “Sea Lion” am Boden bleiben müssen, da die Bedienungsanleitung fehlerhaft ist. Nun der nächste Skandal.

Bundeswehr versucht, sich modern zu geben

Unter der ehmaligen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) wurde bei der Bundeswehr die “Qualitätsoffensive” eingeleitet. Neben kürzeren Dienstzeiten (dank EU-Arbeitszeitrichtlinie) und luxuriösen Stuben für Soldaten mit Kühlschrank und Flachbildfernsehern warb man nun offensiv und modern in sozialen Netzwerken. So auch vor wenigen Tagen. Die Bundeswehr veröffentlichte eine so genannte “Story”, eine Bilderreihe über den Einfluss von Uniformen auf die heutige Mode. Dabei war auch ein Bild einer Uniform der Wehrmacht dabei. Die Bundeswehr schrieb dazu “retro”.

Entschuldigungs-Bekundungen überhäufen sich

Der Aufschrei war sofort riesig. Sämtliche deutsche Medien zogen ihre Armee durch den Dreck. So befragte zum Beispiel die Tagesschau als “Verteidigungsexperten” einen Bundestagsabgeordneten der Linkspartei zu dem Thema, der sich wie folgt äußerte:

Das ist ein unglaublicher Skandal, bis heute scheint es bei den Verantwortlichen keine wirkliche Sensibilität für geschichtliche Grundlagen zu geben.

Die Bundeswehr entschuldigte sich unmittelbar auf allen Ebenen und übt sich seitdem in Scham und Selbstgeißelung. Auch die aktuelle Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) trieft nur so vor Demut:

Der Post ist nicht akzeptabel. Die Wehrmacht als Institution sei keinesfalls sinn- und traditionsstiftend. Es sind persönliche Fehler, die dort passiert sind.

Doch genau darin liegt das eigentliche Problem der Bundeswehr.

Der skurrile Lehrplan an der Offizierschule

Statt einer klaren, neutralen Akzeptanz, dass die Wehrmacht als ehemalige Armee Deutschlands einer der Vorgänger der Bundeswehr war, was ein historischer Fakt ist, behandelt man diese Zeit wie ein rotes Tuch. Doch mehr noch. Laut offiziellem Lehrplan der Offizierschule des Heeres besteht die Tradition der Bundeswehr aus drei Säulen. Erstens, die der Preußischen Reformer Anfang des 19. Jahrhunderts. Zweitens, dem Widerstand gegen den Nationalsozialimus innerhalb der Wehrmacht. Und drittens, der Geschichte der Bundeswehr seit deren Gründung 1955. Dass dort maßgebliche Vorgänger-Armeen der Bundeswehr fehlen, wird nicht beachtet. Absurd, wenn man bedenkt, dass unzählige Offiziere der Wehrmacht später auch in der Bundeswehr gedient haben. Hätten die neuen Rekruten damals ihre eigenen Offiziere nicht als Vorbild nehmen dürfen?

Ganze Abschnitte deutscher Militärgeschichte werden ignoriert

Doch nicht nur die Wehrmacht ist betroffen. Auch die Nationale Volksarmee in der DDR und sogar die Streitkräfte des deutschen Kaiserreiches sind somit für die Bundeswehr als traditionsstiftendes Elemet inakzeptabel. Dass sich diese Praxis als unmöglich erweist, zeigt der jüngste Vorfall. Während in einer der größten und besten Militärakademien der Welt, in West Point in den Vereinigten Staaten, Bücher und rein militärische Lehren von deutschen Wehrmachtsgrößen an der Tagesordnung sind, führt es in Deutschland selbst zu einem riesigen aufgebauschten Skandal, wenn man in einer Bilderstrecke zur Geschichte militärischer Mode eine Wehrmachtsuniform zeigt.

Dabei ähneln Bundeswehr-Uniformen jenen der Wehrmacht

Dabei ist das ganze nur noch absurd. Natürlich waren die Uniformen der Wehrmacht, wie alle anderen auch, einflussreich auf die späteren Modeelemente in Uniformen. So gerade bei der Bundeswehr selbst. Wenn man die formalen grauen Dienstanzüge mit jenen der Wehrmacht vergleicht, ist eine deutliche Ähnlichkeit erkennbar. Die Frage bleibt ungeklärt, warum diese Darstellung ein Grund für einen Skandal ist. Was hat die frühere Uniform mit Verbrechen zu tun, die in der damaligen Zeit geschehen sind? Was hat die Uniform des einfachen Wehrmachtssoldaten mit politischen und gesellschaftlichen Verbrechen zu tun, die im Rahmen des Zweiten Weltkrieges geschehen sind? Soll man sich für die Uniform schämen? Dann schämt man sich auch für die Millionen einfachen Soldaten, die ihr Leben für die Sicherheit ihrer Familien gegeben haben. Anstatt sich für vergangene Verbechen schuldig zu fühlen, wäre es seitens der Truppe dringend angebracht, eine objektivere, nicht emotionalisierte Sicht auf die deutsche Militärgeschichte anzuwenden. So, wie es in anderen Staaten auch üblich ist.

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