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28. Juli 2012 / 11:51 Uhr

Al-Kaida-Terrorzelle von Düsseldorf vor Gericht

"Die Deutschen sind Eindringlinge, wir Helden" – Dieser Mitschnitt einer Telefonüberwachung des Bundeskriminalmats (BKA) drückt die pathetische Selbstwahrnehmung der sogenannten "Düsseldorfer Al-Kaida-Zelle" prägnant aus. Am 7. April 2011 werden diese Worte von Abdeladim El-K., einem Marokkaner, gesprochen. Das Bundeskriminalamt verhaftet ihn und weitere drei selbsternannte "Helden" des islamistischen Terrorkriegs am 29. April 2011. Jetzt läuft der Prozess gegen die Gruppe.

Erste Vernehmungen deuteten bereits auf die Organisationsstruktur einer funktionierenden Zelle hin, die sich dem Leben in der Bundesrepublik gut anpasst hat. Das BKA war bereits nach wenigen Tagen davon überzeugt, dass die Telefonmitschnitte auf konkrete Planungen eines Terroranschlags hindeuten. Er hätte möglicherweise hunderte Todesopfer gefordert. Laut den Ermittlungsakten, die gegenwärtig über 200 Aktenordner füllen, hätte ein erster Anschlag nur Auftakt einer Terrorserie sein sollen. Splitterbomben sollten in deutschen Großstädten möglichst viele Opfer fordern und Panik verbreiten. Besonders perfide: Kurz nach Eintreffen von Rettungswagen sollten weitere Bomben explodieren.

Zelle aus Pakistan gesteuert

Die Befehle kamen direkt aus dem fernen Pakistan, in dem eine unübersichtliche politische Lage Islamisten größte Spielräume ermöglicht, der pakistanische Geheimdienst gilt bereits als islamistisch unterwandert. Er unterstützt bis heute Teile der Taliban-Bewegung in Afghanistan.

Dass die Behörden der Terrorzelle auf die Spur kamen, ist wohl eher dem Zufall geschuldet als einer intensiven Ermittlungsarbeit. Im Herbst 2010 hatten Nachrichten aus Pakistan die Ermittler in helle Aufregung versetzt: Al Kaida, das von Osama Bin Laden als "Franchise-Unternehmen" aufgebaute Terrornetzwerk, sei bereits in der Bundesrepublik und würde die dort gut ausgebauten Strukturen aus Hinterhofmoscheen, "Callshops" und konspirativen Treffpunkten nutzen. Die Fahnder tappen zunächst im Dunkeln und greifen zu einer Art "Rasterfahndung", mit der hastig die Profile von hunderten gewaltbereiten Islamisten analysiert werden. Etwa 40.000 gewaltbereite Islamisten leben in der Bundesrepublik, die extremistische Salafistenszene zählt über 4000 Anhänger, Tendenz steigend.

Klassischer Weg führt über Terrorcamp

Der 30-jährige Marokkaner blieb schließlich im Raster hängen. Es war der Aufenthalt in einem Terror-Camp in Pakistan, der zur Einrichtung eines Daten-Profils für Abdeladim El-K. geführt hatte. Der Dschihadist schlug einen schon fast klassischen Weg des wachsenden Islamismus in Europa ein: die Schleusung nach Pakistan und die Ausbildung in einem entlegenen Terrorlager in der unzugänglichen Region im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet. Auch der Algerier mit französischem Pass, Mohammed Merah, einer von wahrscheinlich mehreren (noch unbekannten) Tätern, die in Toulouse mordeten, steht im Verdacht, über Jordanien in Richtung Pakistan gereist zu sein. Merahs Bruder, ein renitenter Salafist, war Absolvent eines Terrorcamps – dies ist mittlerweile gesichert. Man geht bereits von hunderten europäischen Muslimen aus, die in Pakistan zu Terroristen geschult worden sind und observiert (aber nicht abgeschoben) werden.

El-K. war einer von ihnen. Die Überwachung durch die Behörden führte zu bemerkenswerten Ergebnissen: Einer geregelten Arbeit ging El-K. nicht nach, er verbrachte seine Zeit in "Callshops", die er abwechselnd aufsuchte. Wahrscheinlich nahm er von hier aus Kontakt zur Führungsebene von Al-Kaida in Pakistan auf. Sichergestellte Dokumente belegen einen regen Austausch mit der Zentrale. Ebenso prägnant für das Selbstverständnis der "Heiligen Krieger" dürfte eine euphorisch klingende Botschaft sein, die El-K. nach Pakistan übermittelte:

Ich trainiere Jugendliche aus Europa, die bislang in Sachen Sicherheit sauber sind. Nach Trainingende werde ich mit Hilfe Allahs mit dem Schlachten der Hunde [der Deutschen] anfangen.

„Gut integrierte“ Zuwanderer rekrutiert

El-K. rekrutierte im Islamistenmilieu schließlich drei weitere Terrorkrieger, deren Treffpunkt eine Wohnung im beschaulichen Düsseldorf-Bilk wurde. Weitere Zellenmitglieder waren Jamil S. (mit deutschem Pass), Halil S. und Amid C., ein "gut integrierter" deutscher Staatsbürger und Abiturient. Ansprechpartner der Zelle war der als "Terrorprominenz" geltende Dsachamal Ibrahim al-Misrati, Osama Bin Ladens direkter Stellvertreter in den Terrorcamps – er kam im August 2011 in einem US-Drohnenangriff um.

Schnell entwickelte die Düsseldorfer Zelle Dynamik: Die Ermittler stellten ein regelrechtes "Terrorshopping" fest, so erwarb sie neben anderen Zutaten und Hilfsmitteln, gezielt Grillanzünder, die jedoch nicht das zum Bombenbau notwendige Hexamin, sondern nur Paraffin enthielten. Dieser Rückschlag hielt die Zelle nicht auf, ein Test sollte durchgeführt werden. In Anbetracht der Gefährlichkeit des Experiments, das möglicherweise in einem Mehrfamilienhaus stattgefunden hätte, erfolgte der Zugriff durch die Spezialeinheit GSG 9 in Düsseldorf und in Bochum.

Prozess zeigt Ausmaß der Terrorstrukturen auf

Zurzeit müssen sich die Mitglieder der Düsseldorfer Al-Kaida-Terrorzelle vor dem dortigen Oberlandesgericht verantworten. Ihre Geschichte wirft ein bezeichnendes Licht auf die Etablierung des Islam-Terrorismus in Europa und auf die logistischen Fähigkeiten, über die er mittlerweile problemlos verfügt. So bewegten sich die Zellenmitglieder in der Bundesrepublik wie die sprichwörtlichen Fische im Wasser. Auch die maßgeblich von Rot-Grün forcierte "erleichterte Einbürgerung" rückt mit den Ermittlungen ins Zwielicht. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass die Prioritäten von Politik, BKA und Verfassungsschützern nicht richtig gesetzt sind.

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