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Markus Lanz und Richard David Precht

Der Philosoph David Precht argumentierte bei Markus Lanz mit Zahlen und Fakten, bevor er ihm den Preis für dessen moralischen Aussagen vorrechnete.

ZDF

16. Juli 2022 / 14:02 Uhr

Philosoph Precht zieht Lanz bezüglich Waffenlieferungen moralischen Stecker

Eine hitzige Diskussion um das moralische Dilemma von Waffenlieferungen in die Ukraine lieferten sich am Dienstag, 12. Juli, ZDF-Moderator Markus Lanz und der Philosoph Richard David Precht.
Über die deutschen Waffenlieferungen in die Ukraine gäbe es laut Precht eine öffentliche und eine veröffentlichte Meinung. Eine zuletzt gemachte Umfrage habe ergeben, dass 45 Prozent der Deutschen dafür, 45 Prozent dagegen seien und sich zehn Prozent der Menschen weder für das eine noch für das andere entscheiden könnten. In den Medien aber komme es ganz anders herüber, da würden vor allem Leute zu ihrer Meinung befragt oder in Sendungen eingeladen, die pro Waffenlieferungen sprechen.

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Helfen Waffenlieferungen, oder zerstören sie die Ukraine?
Precht hatte kürzlich eine Petition gegen die fortlaufenden Waffenlieferungen in die Ukraine unterschrieben (unzensuriert berichtete). In der Sendung von Markus Lanz stellte er die Sinnhaftigkeit dieser militärischen Hilfeleistung in Frage. Führe diese Waffenlieferung zur Stärkung der Ukraine oder zur Zerstörung?
Lanz: “Dieser Krieg ist eine hochmoralische Angelegenheit”
Lanz argumentierte, dass in der Ukraine täglich 100 bis 150 ukrainische Soldaten sterben würden, 500 würden verwundet. Das hieße, so Lanz, dass es in 14 Tagen 7.000 Menschen geben würde, die verwundet und 1.500, die verstorben wären. Das mache auch etwas mit der Moral, mit der Psyche dieser Leute. Dazu komme die Waffensitutation. Da würden Leute an die Front geschickt, mit fünf, sechs Magazinen Munition. Wie sollen die sich wehren gegen die Artillerie der Russen. Lanz fragte Precht dann wörtlich:

Ist es nicht unsere wirklich moralische Pflicht, weil wir immer die Moral so groß im Munde führen, genau das zu verhindern? Müssen wir nicht die Leute ertüchtigen, ihnen die Chance geben, ihr Land, ihre Werte, ihre Art zu leben selber zu verteidigen? Ich finde, dass dieser Krieg eine hochmoralische Angelegenheit ist. Dieser Krieg ist ganz einfach – schwarz und weiß, das ist Gut gegen Böse. Und unsere Antwort, die wir geben müssen, ist, auf welcher Seite wollen wir stehen? Und wenn wir wollen, und das wollen wir doch alle, dass es keine Kriege mehr gibt, was muss man dann tun? Dann müssen wir doch nur noch dafür sorgen, dass sich Krieg nicht lohnt.

Precht: “Am Ende wird der Krieg nicht moralisch entschieden”
Precht meinte dazu, dass er die ganze Argumentation von Markus Lanz nachvollziehen könne. Der Punkt, an dem sie jedoch knacke, sei der, „dass du es für denkbar hälst, oder gar für realistisch, dass das überhaupt geht“. Man habe einen Frontabschnitt von insgesamt mehr als tausend Kilometer. Man habe eine Situation von zehnfacher, fünfzehnfacher oder zwanzigfacher – da gäbe es verschiedene Zahlen – Artillerie-Überlegenheit der Russen. Precht weiter wörtlich zu Lanz:

Hast du irgendeine Vorstellung, wie viele Haubitzen, wie viel Munition, wie viele Kampfpanzer man in die Ukraine liefern müsste, um auch nur annähernd ein Gleichgewicht herzustellen? Und die Armee, die aus 30.000 Soldaten besteht, von der du gerade erzählt hast, dass 7.000 wegen Todesfällen und Verwundungen aus dem Gefecht herausgehen, ist demnach in vier oder sechs Wochen weg. Dann dürften in der bisherigen Form der Kriegsführung keine Soldaten mehr leben. Es gibt keine Vorstellung davon, wie ungeheuer viel Waffen dahingeliefert werden müssten, und die auch ankommen müssten, es kommt ja auch ein erheblicher Teil mutmaßlich nicht an, um da überhaupt noch irgendeine Perspektive zu schaffen. Und am Ende wird die Frage nicht moralisch entschieden, sondern die Frage wird daran entschieden, dass wir einsehen müssen, dass das nicht möglich ist. Auf deine Argumentation, wir können ja nicht zulassen, dass der (Putin, Anm.) auch noch belohnt wird für den Angriffskrieg in Europa, frage ich, aber was, wenn wir müssen?

Blutiger Preis für die Verteidigung der “Wertegemeinschaft”
Lanz von den Zahlen und Fakten des Philosophen Richard David Precht „aufgemacht“, flüchtete sich wieder ins Moralische. Er wolle nicht in einem Land leben, in dem politische Anführer sagen, „was wir müssen“. Er wolle in einer Wertegemeinschaft leben, in der Menschen leben, die sagen würden, „wir haben es wenigstens versucht“.
Precht sagte dazu, „ja, aber zu welchem Preis, nachdem immer mehr Städte in Schutt und Asche liegen und viele Zivilisten sterben“? Das werde enorm blutig werden, da werde noch mehr Unheil ausbrechen, ohne dass man am Ende dadurch etwas gewonnen habe. Precht argumentierte mehrmals, man solle sich doch lieber anstrengen, den Krieg durch erfolgreiche Verhandlungen zu beenden.

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