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Die Wirtschaft beklagt das mangelnde Niveau der heutigen Universitäts-Abgänger. Das hat auch mit dem Bologna-Prozess, wie hier an der Universität Wien, zu tun.

31. Mai 2022 / 16:02 Uhr

Nach Ausstieg aus Bologna-Prozess: Schluss mit der Verschulung der Universitäten

1999 haben 29 europäische Staaten die „Bologna-Erklärung“ unterzeichnet. Mittlerweile beteiligten sich 48 europäische Länder und die Europäische Kommission daran – beteiligten, denn jetzt steigt ein großer Staat wieder aus: Russland.
Prinzipielle Entscheidung
Der Vorsitzende der Staatsduma, Wjatscheslaw Wolodin, erklärte am vergangenen Mittwoch, dass alle Duma-Fraktionen, also alle Parlamentsparteien, die Idee des Austritts aus dem Bologna-System unterstützt hätten. Sergei Kabyshev, Vorsitzender des Duma-Ausschusses für Wissenschaft und Hochschulbildung, sagte:

Dies ist das Ergebnis der konsequenten und prinzipiellen Position des Staatsduma-Ausschusses für Wissenschaft und Hochschulbildung.

Austauschware akademischer Grad
Russland war 2003 beigetreten und führte, wie auch Österreich und die Bundesrepublik Deutschland, freiwillig den Bologna-Prozess ein. Ziel war die Harmonisierung der europäischen Universitätenlandschaft, damit Studenten und Professoren jederzeit und einfach von einer Universität an die andere wechseln können, mehr noch, dass die Abschlüsse der Absolventen in ganz Europa gültig sind. Das sollte der Beweglichkeit der Arbeitskräfte (oder deren Verschiebung) in Europa dienen.
Nivellierung vieler Studien
Das führte zu einer extremen Verschulung der Lehre. Unter dem Siegel der Transparenz, der vergleichbaren Studienangebote und der europaweiten Anerkennung von erworbenen akademischen Graden kam es zu einer kompletten Nivellierung der Studien in Europa – und erreichte genau das Gegenteil von dem, was man wollte.
„Zu wenig Freiheit und zu viele Prüfungen für Studenten“, beklagte erst im April die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) die Entwicklungen an den Universitäten. Horst Hippler, damals Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, hatte schon im Jahr 2012 in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung festgestellt, dass die wichtigsten Ziele des Bologna-Prozesses nie erreicht worden seien. Der sechssemestrige Bachelor-Abschluss sei für viele Studiengänge unzureichend, um eine hochwertige Ausbildung zu erhalten.
Draußen vor der Tür
Im Falle Russlands kam es aber gar nicht so weit: Die Abschlüsse russischer Absolventen wurden trotz fast 20-jährigem Bologna-Prozess nicht anerkannt. Stattdessen habe sich, so das russische Bildungsministerium, die Qualität der Hochschulbildung erheblich verschlechtert. So hatte Russland, wie Deutschland, von Anfang an die starke Spezialisierung, die Oberflächlichkeit und den Mangel an praxisbezogener Ausbildung kritisiert. Ohne Erfolg. Die Europäische Union machte einfach weiter und hielt an ihrem globalistischen Ziel unbeeindruckt fest.
Russland zieht nun die Notbremse. Auch angesichts der enormen Feindseligkeit aus Westeuropa will es die Qualifikationen seine Studien-Absolventen wieder anheben und sie langfristig im eigenen Land halten, statt sie lediglich für Westeuropa auszubilden.

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