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Attersee

Christian Ludwig Attersee gestaltete diese Fassade auf der Wiener Mariahilfer Straße. Doch sein Hauptwirken liegt bei sexuellen Themen – weswegen ihn seine eigenen Jünger kritisieren.

30. August 2020 / 15:22 Uhr

Die Revolution frisst ihre Kinder: Attersee wird heute von der ÖVP bejubelt und den eigenen Jüngern kritisiert

Aus Anlass des 80. Geburtstags von Christian Ludwig Attersee wurde gestern, Samstag, in Parz in Grieskirchen, Oberösterreich, die Ausstellung „Attersee, Himmel und Erde“ eröffnet.

Früher Huldigung von links, heute von (vermeintlich) rechts

Während Attersee früher vor allem aus der linksradikalen Ecke gelobt und gegen rechte Kritik verteidigt wurde, erledigen heute die Huldigung ÖVP-Vertreter. So hielten Landeshauptmann Thomas Stelzer und Wolfgang Sobotka, Präsident des österreichischen Nationalrates, beide ÖVP, die Laudatio für Attersee – und für ihren Parteifreund Laurenz Pöttinger, Mitinhaber der Galerie. Quasi ein erweitertes Familienunternehmen, denn auch Pöttingers Schwester Jacinta Mössenböck und Anverwandter Vincenz Mössenböck als Gesellschafter und Konsulent wollen davon profitieren.

Verkaufsveranstaltung mit politischer Unterstützung

Zum Familienreigen gehörte auch die Vorstellung des Attersee-Werkes durch seine Gattin Ingried Brugger, Leiterin des Kunstforums Wien. 82 Arbeiten aus den vergangenen 40 Jahren werden in der Galerie bis November feil geboten, von 3.950 bis 140.000 Euro reichen die Preise.

“Künstler” mit klarem Hang zum Sex

Attersee, der als Christian Ludwig in Preßburg geboren wurde, wuchs nach der Vertreibung der Familie ab 1944 in Aschach an der Donau auf. Dort entdeckte er den Segelsport für sich und wählte später deshalb „Attersee“ als seinen Künstlernamen.

Einen wohl eher zweifelhaften Namen machte er sich mit seiner ersten Wiener Ausstellung in der Galerie im Griechenbeisl, in der er auch Menschenfleisch zeigte. Sein Objekt „Vagina“, ausgestellt in Berlin, schaffte es auf die Titelseite der Bild und musste wegen anhaltender Proteste schließlich aus der Ausstellung entfernt werden. Seine Werke tragen Titel wie „Schamhaarlockenwickler“, „Hundebüstenhalter“ und „Kätzchen-BH“ – die Interessen und Schwerpunkte sind schnell erkannt.

Gewiffter Geschäftsmann

Attersee ist aber auch ein erfolgreicher Geschäftsmann und hat schon sehr früh erkannt, wie die Gegenwart tickt:

Als Künstler wird man gottgleich.

Damit machte er, von der Kultur- und Polit-Schickeria vergöttert, viele gute Geschäfte. So ließ sich Landeshauptmann Josef Pühringer von ihm porträtieren.

Die Revolution frisst ihre Kinder

Für seine Verdienste um die Republik Österreich wurde Attersee schließlich 2019 mit dem Großen Silbernen Ehrenzeichen ausgezeichnet – für „vielfach doppelbödige Assoziationen und Phantasien einer – ebenso individualistischen wie doch auch sehr österreichischen – Sicht der Dinge mit Hang zu sexueller Persiflage“.

Bis heute. So malt er seit 1996 traditionell das Plakatmotiv für die FIS-Damenschirennen am Semmering. Das Plakatmotiv für 2018 zeigte eine nackte Schiläuferin. Doch die Zeiten haben sich geändert; während ihm solches in den 1960er und 1970er Jahren Kritik von rechter Seite eingebracht hätte, wurde er jetzt des Sexismus bezichtigt – von seinen eigenen Jüngern. Und die kennen übrigens keine Toleranz: Das Bild wurde in der Folge vom Veranstalter WSV Semmering zurückgezogen.

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